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 Briefe 2001

25.02.2001 | 05.06.2001 | 01.12.2001


 

Verlegerrundschreiben/1. Dezember 2001

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

wie stets informiere ich Sie und mit Ihnen 45.000 andere Autoren, Buchhändler und Journalisten im Dreimonatsrhythmus über große Nachrichten (aus der Verlagsbranche) und über kleine (aus unserem Haus). Dieses Mal habe ich nur ein einziges Thema: die Buchbesprechung und Buchwürdigung.

Es ist sicherlich eine Peinlichkeit und Instinktlosigkeit des Börsenvereins und der übrigen Veranstalter, daß der zur Leipziger Buchmesse nächsten Jahres erstmals verliehene “Deutsche Bücherpreis”, der als ein “Oscar” der Buchbranche gedacht ist, nach Verkaufserfolg und nicht vorrangig nach Qualitätskriterien vergeben wird. Hat ein Bertelsmann-Bestseller auch noch diese Inszenierung nötig? Oder sollte ein “Deutscher Bücherpreis” nicht auch etwas mit Literatur und Qualität zu tun haben?

Das sind Fragen der Idealisten. In der Realität versteht sich der “Deutsche Bücherpreis” als Verkaufshilfe für den Buchhandel, eine Selbstinszenierung der Branche, die von den Medien (z.B. vom Mitteldeutschen Rundfunk) tatsächlich umgesetzt wird. Das Publikum wird dabei insofern irregeführt, als es naturgemäß davon ausgehen muß, daß gute Bücher, literarisch wichtige Neuerscheinungen geehrt werden.

Damit wird einmal mehr die heimliche Werteverschiebung im deutschen Verlagswesen praktiziert: weg von der Qualität, hin zur Quantität, weg von der Literatur als lebendigem Ausdruck einer großen Dichtertradition hin zur Industrialisierung des Literaturmarktes. Wenn Goethe sich zu seiner Zeit darüber ärgerte, daß sich der flache Unterhaltungsroman seines Schwagers Vulpius “Rinaldo Rinaldini” weitaus besser verkaufte als seine eigenen Werke, dann dürfte er heute auch noch als Fernsehzuschauer miterleben, wie der Börsenverein dem Bestsellerautor Vulpius den “Deutschen Bücherpreis” verleiht.

Das Ganze wird gekrönt durch die Plastik, die den “Deutschen Bücherpreis” darstellt. Der auch als Bildhauer anerkannte Günter Grass schuf sie und gab ihr die Gestalt eines Butts. Ob dem Künstler-Dichter nicht gesagt wurde, daß es gerade kein Günter-Grass-Preis ist? Stellen Sie sich vor, Thomas Mann hätte die Skulptur entwerfen sollen, und schließlich hätte er den Handlungsreisenden Felix Krull obenauf gesetzt (mit Aktenkoffer) – oder Michael Ende seinen Jim Knopf und Lukas, den Lokomotivführer ...

So weit, so schlecht. Und wo bleiben die Verteidiger unserer Literatur, wo hören wir Protestgeschrei der Autorenverbände gegen diese sang- und klanglose Aufgabe des Qualitätsprinzips? Gegen die Benachteiligung der qualitätvollen Bücher, die gerade wegen ihres Anspruchs niemals in die Bestsellercharts aufsteigen können? Über allen Gipfeln ist Ruh’.

Nicht besser ist es um die Szene der Literaturkritik bestellt, in der es um alles Mögliche zu gehen scheint, aber kaum um die Bewertung und Würdigung von Literatur. Wenn Walter Benjamin, das große Kritikervorbild, 1928 schrieb, für den Kritiker sei das Publikum nicht die höhere Instanz, sondern die Kollegen, dann befinden wir uns heute auf dem besten Weg einer kulturell nachteiligen Benjaminisierung. Thomas Steinfeld, der Literaturchef der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, sagte kürzlich während einer Tagung in Berlin: “Wir schreiben Kritiken über Bücher, die die Leute nicht lesen.” (Zitat: Börsenblatt vom 30.01.2001)

In den führenden Printmedien, insbesondere in den großen Tages- und Wochenzeitungen werden bekanntlich die Bücher bestimmter Verlage bevorzugt rezensiert bzw. es werden die Bücher anderer Verlage gezielt ignoriert. Stellte die Buchhändlervereinigung ihr Verlagsadreßbuch anhand der Rezensionen z.B. der “ZEIT” zusammen, blieben von den über 10.000 deutschsprachigen Verlagen vielleicht einmal 30 bis 50 übrig (inklusive einiger weniger Kleinverlage, die die Funktion schambedeckender Feigenblätter erfüllen müssen). Versuchen Sie einmal, eine Ausgabe der “ZEIT” zu finden, in der kein S.-Fischer-Titel rezensiert ist. Sie werden überrascht sein. Versuchen Sie einmal eine Ausgabe der “ZEIT” zu finden, in der ein Titel eines Kleinverlags (per definitionem bis 0,5 Mio Umsatz) besprochen ist. Sie werden nicht mehr überrascht sein, sondern sich vorkommen wie Robinson Crusoe, der 30 Jahre lang Ausschau hielt.

Und wer kann es sich leisten, die großen teuren Buchwerbeanzeigen zu schalten? Zufälligerweise gerade jene 30 bis 50 Großverlage, deren Neuerscheinungsprogramme uns andauernd in den Buchbesprechungen vorgeführt werden. Das muß zu denken geben, jedenfalls was die Unabhängigkeit der Literaturkritik angeht.

Die Brentano-Gesellschaft Frankfurt/M. mbH gibt ab Januar 2002 die Literaturzeitschrift “Ixlibris” heraus, die im Internet ausschließlich Buchrezensionen veröffentlicht, einerseits im üblichen Modus (die Redaktion wählt ein Buch aus und bespricht es) und andererseits als Dienstleistung im Auftrag des Autors, die bei Annahme mit 150,00 Euro zu bezahlen ist (ich füge eine Information der Ixlibris-Redaktion für Sie dieser Sendung bei).

Diese Dienstleistung soll insbesondere den in den Medien mit Mißachtung gestraften Book-on-demand-Autoren die Möglichkeit bieten, zu einer Empfehlung zu kommen, mit der sie werblich auftreten und mit der sie ihr Buch ins Gespräch bringen können. Ein von der Schriftstellergewerkschaft unterstützter Hobbyautor T. Müller schrieb sofort an die Ixlibris-Redaktion, er bitte darum, sein Buch nicht zu rezensieren, weil er bei dem gemischten Konzept auch bestellter und bezahlter Rezensionen den freien Journalismus in Gefahr sehe (die Ixlibris-Redaktion legt dagegen Wert auf die Feststellung, daß sie schlechte Bücher gar nicht erst zur Besprechung annimmt).

Findet der freie Journalismus also in den Feuilletons jener Großmedien statt, die sich aus den Buchanzeigen weniger Großverlage finanzieren müssen? Wer die Feuilletons wachen Sinnes liest, weiß, wo der freie Journalismus ganz offensichtlich nicht stattfindet, jedenfalls was die Buchkritik angeht.

Das Erstaunliche ist, daß die nicht anerkannten Autoren, vor allem auch die gewerkschaftlich orientierten Autoren ihre eigene Benachteiligung in den Medien nicht nur hinnehmen, sondern auch noch als richtig akzeptieren (Hoffen statt Handeln, das uralte Prinzip der selbstverschuldeten Gläubigkeit). Alternative Konzepte, wie die Brentano-Gesellschaft Frankfurt/M. mbH eines entwickelt hat oder wie sie in manchen Internetforen zu finden sind, stellen die Autoritäten des Marktes in Frage, und sie werden deshalb von eben diesen Meinungsbildnern auch nicht negativ bewertet, sondern insgesamt ignoriert (nur der führende BOD-Anbieter Libri erkundigte sich bei der Ixlibris-Redaktion, nicht um zu erfahren, auf welche Weise Ixlibris denn die Unterstützung der BOD-Autoren organisiere, sondern – wo in diesem Zeitschriftenkonzept denn das Geld zu verdienen sei.

Bekannte und markterfahrene Autoren wie Dr. Andreas Mäckler (u.a. Verfasser von BOD-Ratgebern) geben dagegen Tips, wie ein erfolgsuchender Autor das realexistierende Mediensystem hinters Licht führen und benutzen kann, um die künstlichen und im Einzelfall ungerechten Hürden zu überwinden, die der einfachen und richtigen Würdigung seiner Leistung entgegengesetzt werden. Andreas Mäckler empfiehlt, daß Sie als Autor, “wenn Sie keine Skrupel kennen”, unter Pseudonym verkaufsfördernde Rezensionen des eigenen Buches selbst verfassen und zur Veröffentlichung Zeitschriften anbieten sollten. So ertrickste sich schließlich schon Marcel Proust den Weg zum Erfolg. Und der gibt schließlich auch im Buchmarkt immer Recht. Fraglich ist nur, was das bestehende System mit Qualität und gerechter Würdigung literarischer Leistung zu tun hat?

Je weniger die Feuilletons der großen Informationsträger ihrem formalen Anspruch und ihrer wirklicchen Verpflichtung genügen, nämlich möglichst umfassend über die Entwicklungen am gesamten Markt zu informieren, desto mehr schwindet auch das Interesse des lesenden Publikums an den dort gedruckten Rezensionen. Der Cheflektor von Kiepenheuer & Witsch, Helge Malchow, stellte jüngst fest, die Gemeinde der reflektierenden Leser, die den Buchkauf von Rezensionen abhängig mache, werde immer kleiner. Verlage könnten deshalb heute kaum noch feststellen, weshalb ein Buch zum Erfolg werde und ein anderes nicht.

Der Ki-Wi-Cheflektor irrt meines Erachtens nur in der Ursachenfestschreibung, wenn er einen “Rückgang des Bildungsbürgertums” diagnostiziert. Wer das Literaturreferat der “ZEIT” als Bücherschau aus den Verlagsprogrammen der 30 großen Verlagshäuser erkennt, erwartet keinen Überblick über die in tausenden Verlagshäusern, in ungezählten großen und kleinen Litmags und Websites aufscheinende lebendige Literatur. Warum sollte dieser wache Leser, der vielleicht so dumm nicht ist, die Konzernberichte der Feuilletons dann als Kaufanreiz empfinden?

Der Markt funktioniert unabhängig von der Kritik, weil die Kritik nicht funktioniert. Die sog. Clubdebatten zwischen den einzelnen Medien sorgen dann auch noch dafür, daß die Wahrnehmung weiter eingeengt wird. Die Redaktionen schauen darauf, was die Kollegen anderenorts tun.

Eine schädliche Nebenwirkung ist, daß die Marketingabteilungen der großen Verlage immer weniger Buchwerbeanzeigen schalten, weil die Reaktivität des Lesepublikums kaum noch feststellbar ist – schädlich nicht nur, weil die Feuilletonredaktionen sich bei schwindenden Anzeigenetats immer stärker um die Novitäten der Inserenten bemühen. Statt dessen gewinnt das Fernsehen an Attraktivität für die Branche. Folge ist u.a. der “Deutsche Bücherpreis” und die Selbstinszenierung des Börsenvereins, die uns im März nächsten Jahres im abendlichen Fernsehprogramm zuteil werden wird.

Die “Frankfurter Bibliothek”, hrsg. von Klaus F. Schmidt-Mâcon†, erscheint nächstes Jahr unter dem Thema “Weihnachten”. Im Rahmen eines Gedicht-Wettbewerbs kann ein Gedicht mit maximal 20 Zeilen eingereicht werden. Bei Interesse fordern Sie bitte die Ausschreibung bei der Brentano-Gesellschaft an (Tel. 069-13377-177).

 

Wie jedes Jahr bitte ich Sie, sich an der Adventsaktion unseres Verlags zu beteiligen:

Die jährliche Adventsaktion unseres Verlags soll auch dieses Jahr wiederholt werden. Wenn Sie etwas beitragen möchten (auch jeder kleine Betrag zählt!), überweisen Sie bitte an die

Albert-Schweitzer-Kinderdörfer in Hessen e.V.

Sparkasse Hanau, Konto 19380, BLZ 506 500 23, Stichwort: Autoren helfen Kindern

Wenn Sie mögen, lassen Sie uns für die im Januar zu veröffentlichende Spenderliste wissen, welchen Beitrag Sie geopfert haben. In den vergangenen Jahren haben sich etliche Autoren übrigens von der Arbeit der Albert-Schweitzer-Kinderdörfer informieren lassen, die hilfesuchenden Kindern ein Zuhause geben. Sie haben sich in der Folge für eine Mitgliedschaft entschieden, worüber die Verlagsmitarbeiter und ich uns sehr gefreut haben.

Falls Sie Informationen über die Arbeit der Kinderdörfer wünschen, schreiben Sie bitte an die Albert-Schweitzer-Kinderdörfer in Hessen e.V., Frau Rosie Steuber, Salzstr. 32, D-63450 Hanau, Tel. 06181-2709-0, Fax 06181-2709-15. Aus dem persönlichen Kontakt mit Frau Steuber weiß ich, daß sie sich über Ihr Interesse und Ihren Brief ganz persönlich freuen würde.

 

Die Mitarbeiter des Verlags, meine Frau und ich wünschen Ihnen eine gesegnete Weihnacht.

Ihr Markus Hänsel-Hohenhausen

 

Der hiesige Verlag hat auch nächstes Jahr die Möglichkeit, während der großen US-amerikanischen Buchmesse in New York Bücher und Manuskripte in der bestbesuchten Halle der amerikanischen Buchverlage auszustellen und ins Gespräch mit Literaturagenten und lizenznehmenden Verlagen zu bringen (Kostenanteil je Titel Euro 750,00); wenn Sie Interesse haben, sprechen Sie bitte den Programmleiter Herrn Fassel-Wenz an oder die Cheflektorin Senatorin h.c. F. Schmitz, die die deutsche Autorenpräsentation in New York leiten wird (Tel. 06103-44940).

 


 

 

Verlegerrundschreiben/05.06.2001

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

wie Sie wissen, informiere ich in einem Rundschreiben alle drei Monate über neue Entwicklungen am Markt und über unsere Verlagsarbeit.

 

Ich habe in den letzten Jahren immer wieder die Erfahrung gemacht, daß die meisten Autoren, die mit einem Erstlingswerk am Markt auftreten, zuwenig und zuwenig Konkretes über die Arbeit wissen, die der Verlag zum Vertrieb des neuerschienenen Buches leistet. Wir haben daher eine 80 Seiten starke Broschüre aufgelegt, die Blicke hinter die Kulissen der Vertriebsabteilung gewährt und von den guten Aussichten, aber auch von der schwierigen Lage der Debütanten berichtet. Wenn Sie Interesse daran haben, können Sie die Broschüre gern kostenlos anfordern (Tel. 06103-44940, Frau Vogt).

 

Allerdings ist auch zu beobachten, daß Autoren oftmals den Einsatz der Großkonzerne weit überschätzen, der den Vertrieb der Neuerscheinungen ankurbeln soll. Rowohlt-Autorin Inge Butting schrieb mir kürzlich nach Erhalt unserer Vertriebsbroschüre: "Ich freue mich auch zu lesen, wie Sie Ihre Autoren bezüglich Werbung und Vorstellung der Bücher betreuen. Es hatte mich schmerzlich berührt, daß dies beim Rowohltverlag mit meinem Buch wirklich kaum stattgefunden hatte. (...) In einem Verlagsblatt erschien nur eine jämmerliche kleine Notiz. Auch ein Interview, das die ARD gesendet hat, hätte ja die Möglichkeit zur Reklame geboten. Ich habe bemerkt, daß das Buch sich unter der Hand durch Mundpropaganda besser verbreitet hat."

 

Es entspricht der gewöhnlichen Strategie vieler Großkonzerne, eine gewisse Menge an Neuerscheinungen zu produzieren und darauf zu setzen, daß mancher davon zum Selbstläufer in den Medien und entsprechend verkauft wird. Die durch die Medien bekanntwerdenden Titel finanzieren üblicherweise die unbekanntbleibenden und eher wenig verkauften Titel mit. Von der Medienpräsenz der Großverlage darauf zu schließen, daß der Verlag seine Titel in besonderem Maß vertrieblich und werblich fördert, dürfte in vielen Fällen sicher eine Fehleinschätzung sein.

 

Mit dieser Kenntnis wird deutlich, daß ein Dienstleisterverlag mit einem sog. Publikumsverlag auch im Vertrieb nicht verglichen werden darf. Der Auftrag des Dienstleisterverlags ist es ja nicht, Titel zu produzieren und zu hoffen, daß die Presse aufmerksam wird. Der Dienstleisterverlag geht, ähnlich wie andere kleinere und mittelständische Verlagsunternehmen auch, erst einmal vom realistischen Fall und davon aus, daß die Neuerscheinung des neuen Autors von der überregionalen Presse zunächst nicht oder nur wenig beachtet wird und durch gezielte Vertriebsarbeit, durch Lesungen, durch Ansprache der Buchhändler usw., nicht ohne Mühe und und mit kleinteiligen Handreichungen in den Markt eingeführt werden muß.

Es bestätigt sich in unserem Verlagsalltag immer wieder, daß Autoren die in den Medien präsenten Bestseller einem besonders starken Vertrieb zuschreiben und umgekehrt von einer erst allmählich sich einstellenden Marktdurchdringung auf einen schwachen Vertrieb schließen. Ganz gewiß ist nicht selten das Gegenteil der Fall (ich möchte Ihnen nochmals unsere Vertriebsbroschüre ans Herz legen, die auch eingehend über die Marktverhältnisse berichtet).

 

Wenn Sie als Autor zu Beginn davon ausgehen, daß Sie in der Verwertungskette des Buchhandels nicht als Lieferant des Ursprungsproduktes, von dem alle Handelsstufen schließlich leben, willkommen sind und gefeiert werden, dann tun Sie sicher gut daran (ausgenommen Sie befinden sich in der unter zehntausenden höchst seltenen Position eines Bestsellerlieferanten). So werden Sie mitunter von verschiedenen Autorenverbänden abgelehnt, weil die Verkaufszahl Ihres Buches abenteuerlicherweise als Qualitätsmerkmal herhalten muß oder die Art der Finanzierung Ihres Buches je nachdem mit einem Wert- oder Unwerturteil verbunden wird. Auf diese Weise verfährt der gewerkschaftliche Verband deutscher Schriftsteller in der Gewerkschaft IG Medien, dessen Mitglieder selbst nicht selten gegen die willkürlichen Qualitätskriterien verstoßen. Andere, hochrenommierte Verbände wie der P.E.N., Exil-P.E.N., dessen Mitglied ich letztes Jahr geworden bin, haben solche Willkürlichkeiten nicht nötig. Und dort fürchtet man auch nachwachsende Konkurrenz nicht.

 

Und gerade diese Gewerkschaft ficht nun mit unserem Verlag seit Jahren einen Strauß aus. Herabsetzende Bemerkungen des VS über unser Aktivitäten zu Gunsten der Markteinführung neuer Autoren waren vom Frankfurter Landgericht als falsch verboten worden. In der von der Gewerkschaft angestrengten Berufung entschied das Frankfurter Oberlandesgericht wieder so umfänglich zu Gunsten unseres Verlags, daß die Gewerkschaftsgelder und VS-Mitgliedsbeiträge nun dazu dienen müssen, einen Prozeß am Bundesgerichtshof zu führen. Wie schade, daß die Gewerkschaft diese Mittel nicht einsetzt, um etwas Positives in die Welt zu setzen – zum Beispiel einen Autorenwettbewerb! Einen Wettbewerb, dessen Preise nicht wie der von dtv und der Telekom ausgeschriebene mit peinlichen DM 1.500 dotiert ist, sondern mit z.B. DM 20.000, die für einen Prozeß allemal riskiert (und bezahlt) werden! Von anderen etwas zu fordern, und es selbst nicht oder nicht so gut wie möglich zu tun, das erinnert auch an andere Gewerkschaften, die ihre eigenen Verwaltungsangestellten bekanntlich unter Tarif bezahlen.

 

Wenn Sie übrigens einmal von einem Autorenverband abgelehnt worden sein sollten, etwa weil Ihre erste Buchausgabe über BoD und das heißt: ohne Druckauflage publiziert wurde, trösten Sie sich mit Albert Einsteins Kommentar zum Vereinswesen: "Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muß man vor allem ein Schaf sein."

 

Daß Sie als neuer Autor überhaupt Schwierigkeiten haben, einen Verlag zu finden, dürfte besonders plausibel werden, wenn Sie sich die kaufmännischen Kennzahlen eines mittelständischen Verlages anschauen, der bekanntermaßen eher anspruchsvolle denn bloß unterhaltende Literatur produziert. Der Verlag Klaus Wagenbach hat 1999 bei 4,2 Millionen Umsatz einen Gewinn von nur DM 21.000,00 erwirtschaftet (das ist eine Rendite von nur 0,5%, zum Vergleich: Bertelsmann erwartet jährlich 15% Rendite (das ist die bekannte Ausnahme), andere Verlage sind glücklich mit 5%). Der geringe Gewinn zeigt, auf welch schmalem Grat ein ambitionierter Verlag wandeln muß. Die Kosten für nur ein einziges vom Publikum nicht angenommenes Buch fressen diesen Gewinn bereits wieder auf. Ein zweites stellt die Existenz des Verlags in Frage!

 

Der täglich zu hörende Appell von Autoren, Verlage sollten sich verpflichtet fühlen, Literatur zu fördern, steht natürlich, gerade wenn man die wirtschaftlichen Möglichkeiten des vorgenannten Beispiels betrachtet, in einem krassen Mißverhältnis zur wirtschaftlichen Realität der Verlage. Verlage akzeptieren Manuskripte, die ihr Profil schärfen und den nötigen Profit abzuwerfen versprechen. Die übrigen Manuskripte müssen andere Wege suchen als den der verlagsfinanzierten Veröffentlichung.

 

Und da bietet sich das neue BoD-Verfahren an, in dem Bücher nicht mehr in Auflagen gedruckt, sondern als Datei abgespeichert werden; geht eine Bestellung ein, wird ein Exemplar des Buchs ausgedruckt und gebunden. Wie aber erfährt ein möglicher Leser davon, daß das Buch bei BoD abgespeichert ist? Das fragen sich nicht nur die Leser, sondern auch die Branchenkenner. Fragen auch die Autoren danach?

 

Ungeachtet dessen herrscht bei BoD-Anbietern Goldgräberstimmung. Libri-BoD geht von 10 Millionen potentiellen Autoren aus (alle Kegelvereine, die eine Vereinszeitschrift veröffentlichen wollen, alle Kaffeekränzchen, die ihre Schnittmuster etc. kommunizieren wollen, inbegriffen). Das ist sicher eine maßlos übertriebene Einschätzung bzw. eine neuartige Definition des Autorenbegriffs. Auch wenn in den ersten Jahren wirkliche Belletristik-Autoren der Verlockung der Technik nachgeben, werden diese sich letztlich überwiegend einen Nasenstüber holen, was die Hoffnung auf Verlagsleistungen anlangt, weil BoD vom Prinzip her eine Druckerei ersetzt, aber keinen Verlag, der erst die Information über seine Neuerscheinungen durch Werbung und Vertrieb in Umlauf setzt.

 

Wenn Sie nun die Lage des Erstlingsautors richtig einschätzen wollen, dann müssen Sie auch noch die kaufmännischen Eckdaten einer Buchhandlung heranziehen, um zu erkennen, warum der Buchhändler die Neuerscheinung eines noch wenig bekannten oder unbekannten Autors per se erst einmal nicht sehr freundlich betrachten darf. Nach den jüngsten Angaben des Börsenblatts muß eine Buchhandlung in Deutschland derzeit mindestens 1 Million DM Umsatz machen, eher noch 1,5 Mio, um allein die Existenz des Buchhändlers tragen zu können. Darunter liegende Umsätze "führen zur Selbstausbeutung" des Buchhändlers, dessen Arbeitskraft dann unter Marktniveau entlohnt wird. Dazu kommt, daß der Buchhändler durchschnittlich mit einem Quadratmeter Ladenfläche DM 8.500,00 Umsatz erzielen muß.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Aber mir wird schwindlig ob der Vorstellung, mit dem Verkauf von Büchern im aufreibenden Einzelhandelsgeschäft unter der Laufkundschaft eine Million umsetzen zu müssen und das nur, zugespitzt formuliert, um nicht den Gang zum Sozialamt antreten zu müssen.

 

Unter diesem Druck, große Umsätze zu erzielen, müssen Bestseller mit ihrem schnellen Warenumschlag natürlicherweise die Warenpräsentation im Buchhandel dominieren. Und die anspruchsvolle Debütveröffentlichung kann unter 90.000 anderen Neuerscheinungen nicht ohne weiteres in den Vordergrund gerückt werden.

 

Und dennoch! Unsere literarische Kultur lebt aus der Heterogenität und der Vielfalt der Werkschöpfungen, die, Gott sei's gelobt, eher größer wird und sich immer vielfältigerer Veröffentlichungsmöglichkeiten bedienen kann.

So ist es trotz der Renditezwänge im Buchhandel der Alltag bei Fouqué, daß die Bücher unserer Autoren auch von den Buchsupermärkten bestellt werden, z.B. von Hugendubel, daß überregionale Medien wie die F.A.Z. Fouqué-Neuerscheinungen zur Rezension anfordern, daß einzelne Titel, wie das Buch unseres Autors Winfried Wagner, innerhalb weniger Monate in 3.500 Exemplaren verkauft werden, daß Buchhändler ihre Schaufenster auch mit Fouqué-Titeln dekorieren, daß Literaturpreisjuries Fragen der Finanzierung außer Acht lassen und sich um den literarischen Wert der Veröffentlichung bemühen und Autoren unserer Gruppe auszeichnen.

 

In diesen Tagen findet die große US-amerikanische Buchmesse in Chicago statt, während der wir einige ausgewählte deutsche Autoren präsentieren und durch unsere Cheflektorin, Frau Senatorin h.c. Schmitz, amerikanischen und anderen englischsprachigen Verlagen zur Lizenz anbieten. Von Interesse sind dort auch die Kontakte zu den Importeuren deutschsprachiger Originaltitel für das deutschsprachige Publikum in den USA. In den Vorjahren war es Frau Schmitz gelungen, zahlreiche Fouqué-Titel beim maßgeblichen Importeur Eurobooks Inc. listen zu lassen. In der Folge stieg die Nachfrage aus den USA für diese Titel merklich an.

 

Die im Dezember von der Cornelia Goethe Akademie ausgeschriebenen drei Stipendien, die von einer Autorin zur literarischen Förderung des Nachwuchses gestiftet wurden, wurden zwischenzeitlich unter über 160 meist sehr hochwertigen Bewerbungen vergeben. Unter diesen Studienanfängern des Fernstudiums "Literarisches Schreiben" befindet sich auch ein langjährig inhaftierter Autor, auf dessen Nominierung die Stifterin selbst hinwirkte. Danach hat ein Münchner Verlag, der gleichfalls ungenannt bleiben will, erfreulicherweise zehn Teilstipendien ausgeschrieben, die fast alle bereits vergeben werden konnten.

 

Ich möchte Sie noch auf die beiliegende Ausschreibung der Brentano-Gesellschaft Frankfurt/M. mbH hinweisen, die Sie einlädt, sich am diesjährigen Gedichtwettbewerb zum Thema "Kindheit" zu beteiligen. Die Edition des Vorjahres, in der mit rund 2.000 Gedichten ein Querschnitt durch die lyrische Kultur unserer Gesellschaft und damit auch ein schriftstellerischer Beitrag zur Mentalitätsgeschichte geliefert und als solcher auch erkannt und gewürdigt wurde, ist heute in den wichtigsten Bibliotheken der Welt als Forschungsgegenstand eingestellt (in der Wiener Staatsbibliothek, in der National Library of Congress in Washington, in der Nationalbibliothek zu Paris usw.). Auf Grund der Breite des Editionsprojekts haben Einsendungen gute Chancen gedruckt zu werden.

 

Im zu unserer Gruppe gehörenden Verlag der Deutschen Hochschulschriften ist seit kurzem Herr Dr. Hüntelmann als Verlagsleiter zuständig für das gesamte wissenschaftliche Programm, das nun um weitere Buchreihen wachsen wird. Herr Dr. Hüntelmann ist selbst als Publizist in der analytischen Ontologie und als Herausgeber der Zeitschrift "Metaphysica" bekannt.

Bei Fouqué verstärkt Herr Berthold Schulze Ising als Leiter des Vertriebs das Personal für die Autorenbetreuung. Herr Schulze Ising ist katholischer Diplom-Theologe und als Caritas-Wissenschaftler auch betriebswirtschaftlich ausgebildet. Er bringt Erfahrungen aus dem Bibliotheksbereich in die Verlagsarbeit ein und wird das Knowhow um die Systematik in den Verkehrsdatenbanken und in der Klassifikation verstärken.

Das Team um den Programmchef Herrn Wenz verstärkt Herr Marcel Schaefer, der als Kaufmann eingestellt wurde und dessen allzeit gute Laune unseren Alltag erhellt. Die Assistentin der Cheflektorin, Frau Andrea Meierl, ist zeitweilig abwesend, da sie eine germanistische Hochschuldozentur übernommen hat.

 

Das waren die großen Nachrichten (aus dem Buchmarkt) und die kleinen (aus unserem Haus). Ich wünsche Ihnen und uns allen einen erholsamen und schönen Sommer voller (literarischer und sonstiger) Grillen und Vorfreude auf die Frankfurter Buchmesse im Oktober!

 

Ihr Markus Hänsel-Hohenhausen

 

 

Achja, die Redaktion des "Kürschner" hat mitgeteilt, daß sie Schwierigkeiten bei der Erfassung der Autoren habe und um Hilfestellungen nachsuche. Beachten Sie bitte die beiliegende Information zum alternativen "Deutschen Schriftstellerlexikon" des Bundes Deutscher Schriftsteller, von dem Schwierigkeiten nicht bekannt sind, und in das Sie sich wie üblich bei Autorenverzeichnissen kostenfrei eintragen lassen können. Das Deutsche Schriftstellerlexikon erscheint in nur einem Band zum Preis von DM 220,00, der sog. Kürschner erscheint in zwei Bänden und kostet auch deshalb knapp DM 600,00 (ob diese Preisgestaltung mit dem Wechsel des "Kürschner" vom de Gruyter Verlag zur Saur KG zusammenhängt?).

Interessant ist, daß sich das "Deutsche Schriftstellerlexikon" und der "Kürschner" bei näherem Hinsehen nicht unmittelbar Konkurrenz machen (ich vergleiche die Ausgaben des "Kürschner" von 1999 und des "Deutschen Schriftstellerlexikons" von 2000/2001). Der "Kürschner" verfügt über deutlich mehr Einträge; dafür beschränkt er sich in den Angaben der Werkverzeichnisse oft mehr als das "Deutsche Schriftstellerlexikon". Letzteres verfügt über Einträge keineswegs unbekannter Autoren, die andererseits im "Kürschner" z.T. überhaupt nicht vorkommen oder über die im "Kürschner" sehr viel weniger Information geboten wird. Im "Deutschen Schriftstellerlexikon" sind die Werkverzeichnisse dazu möglichst umfassend angelegt, so daß gewiß beide Verzeichnisse ihren Benutzerkreis finden werden. Das "Deutsche Schriftstellerlexikon" wird wegen seines niedrigeren Preises Abnehmer auch außerhalb des Bibliotheksmarktes finden, also in Redaktionen, Verlagslektoraten, Juries usw. Daher sollten Sie sich auch hier eintragen lassen!

 


 

Verlegerrundschreiben/25. Februar 2001

Einladung zur Leipziger Buchmesse

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

in Leipzig findet die Buchmesse vom 22. bis 25. März statt. Sie finden uns zusammen mit der Goethe-Gesellschaft Frankfurt mbH (Cornelia Goethe Akademie für Autoren), dem Verlag der Deutschen Hochschulschriften u.a. in Halle 3 an Stand F 201. Wenn Sie ein Gespräch mit

der Cheflektorin, Frau Schmitz

der stv. Cheflektorin, Frau Donath

dem Programmleiter, Herrn Wenz

dem Aufsichtsratsvorsitzenden, Herrn Frank

führen möchten, melden Sie das Gespräch bitte telefonisch an. Sie sind uns herzlich willkommen.

 

Dem diesjährigen Stand habe ich einen intimeren Rahmen gegeben, da ein sehr großer Stand, wie wir ihn letztes Jahr geboten haben, wegen seiner Unübersichtlichkeit die Kontaktfindung nicht erleichtert.

 

Wie Sie wissen, berichte ich in regelmäßigen Abständen über Entwicklungen am Buchmarkt und über unseren Alltag. Das will ich auch bei Gelegenheit dieser Einladung tun.

 

Die Goethe-Gesellschaft Frankfurt mbH, die zu unserer Unternehmensgruppe zählt, hatte zum Goethejahr 1999 einen heute bereits vergriffenen Sammelband mit Beiträgen von Günter Grass, Ralph Giordano, Friedrich Schorlemmer und darin neben anderen großen Namen auch neue, unbekannte Autoren herausgebracht. Die Goethe-Gesellschaft in Weimar e.V.,wohl von der Furcht geleitet, Sponsoren zu verlieren, hatte einen Streit begonnen, über den die FAZ, die ARD u.a. Medien berichtet hatten ("Faustkampf um Goethe"). Die beiden Goethe-Gesellschaften haben die Auseinandersetzungen nun vergleichsweise durch einen Einigungsvertrag beendet. Die Goethe-Gesellschaft Frankfurt mbH geht aus der Einigung als Trägerin des von der Staatlichen Zentralstelle für Fernstudien anerkannten Studiengangs "Literarisches Schreiben" unter dem Namen Cornelia Goethe Akademie hervor und ehrt damit zeitgleich mit der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt die begabte Schwester des Dichters. Die Cornelia Goethe Akademie hat ihren Sitz im Frankfurter Großen Hirschgraben neben dem Börsenverein und dem Goethe-Haus. Im Rahmen einer aufwendigen Fördermitgliedschaft unterstützt unsere Gesellschaft ihrerseits das Frankfurter Goethe-Haus und die Ziele des wissenschaftlich geführten Freien Deutschen Hochstifts und damit auch der eng verbundenen Goethe-Gesellschaft in Weimar e.V.

 

In der Branche finden die Literaturagenten, die in Amerika längst fester Teil der Verwertungskette zwischen Autor und Leser sind, immer mehr Anerkennung. Sie übernehmen aufwendige Vorlektorate, Lektorierungen und manuskriptbezogene Marktanalysen, die von den Verlagskonzernen immer weniger geleistet werden (können). Die Agentin Karin Graf kommentierte kürzlich die Frage, ob man Literaturagenten überhaupt brauche, mit der Gegenfrage: "Sie gehen doch auch zum Steuerberater, oder nicht?"

 

Sicher ist es so, daß die Literaturagenten als Dienstleister zur Professionalisierung der Anfangsverwertung beitragen (und zur Erhöhung von Autorenhonoraren und damit im Ergebnis auch zur Marktkonzentration und zur stärker werdenden Uniformität der Programme der Großverlage). Dazu sagte Rainer Moritz, der Verlagsleiter von Hoffmann und Campe im Börsenblatt: "Der von [durch Literaturagenten erzeugte] Vorauszahlungsvisionen erleuchtete Markt ist gegenwärtig aggressiver denn je." Es ist unzweifelhaft, daß es um Spitzenverwertbarkeit, Höchstgewinne und (für den Autor) um das große Los geht, das für den einzelnen jedoch fast nie gezogen wird.

Es gibt derzeit in den deutschsprachigen Ländern etwa 200 Agenten, darunter sehr viele neue mit unbekanntem Professionalisierungsgrad und etwa 30 bekanntere. Circa 20 tauschen untereinander vielversprechende Manuskripte aus, die nicht der eigenen Spezialisierung entsprechen. In diesem Agentenring arbeitet z.B. unsere Brentano-Gesellschaft Frankfurt/M. mbH, Großer Hirschgraben 15, D-60311 Frankfurt a.M., deren neues, an den Werken Brentanos ausgerichtetes Fernstudium für Autoren unter Leitung von Monika Heinrich u.a. auch vom Frankfurter Fischer Verlag seinen eigenen Autoren ausdrücklich empfohlen wurde.

 

Die Stiftung Lesen hat erstmals nach 8 Jahren wieder eine Umfrage zum Leseverhalten durchgeführt. Die Art und Weise, wie Bücher gelesen werden, hat sich in dieser Zeit deutlich verändert. Vor allem für Autoren, die optimale Verbreitung erreichen wollen, werden die Ergebnisse interessant sein. Die Lektüre eines Buchs wird heute zum Beispiel sehr viel schneller abgebrochen, wenn es nicht den Erwartungen des Lesers entspricht. Konzentration und der Wille, sich mit Zeit und Anspruch hinführen zu lassen, scheinen geringer geworden zu sein. Die kulturell wichtige Langsamkeit kommt uns bekanntlich immer mehr abhanden.

Ein Autorendebüt mit 80 Seiten starkem, philosophisch fundiertem Vorspann (etwa im Stile Thomas Manns) hat heute offensichtlich schlechtere Auspizien für einen größeren Markterfolg. Mir scheint die Tendenz, ein breites Publikum eher leicht zu unterhalten, zuzunehmen. An sich neu ist diese Tendenz aber natürlich nicht. Gehaltvollere Bücher erscheinen heute bekanntlich eher in kleineren Auflagen und eher in mittelgroßen Verlagen als in den den Handel dominierenden Verlagshäusern.

Die Erwartungen der Leser an ihre Lektüre weisen folgendes Ranking auf: Bücher sollen spannend, faszinierend sein (60% der Leser), sie sollen realistisch und faktenreich sein (45%), sie sollen lehrreich sein (44%), sie sollen humorvoll sein (33%), sie sollen Lebensfragen behandeln (29%), sie sollen von Beziehungsproblemen handeln (24%), sie sollen erotisch anregen (8%) usw. (Quelle: "Leseverhalten in Deutschland", Spiegel-Verlag).

Interessant ist auch, daß sich die drei Großgruppen unter den Lesemotiven (Unterhaltung, Information, Weiterbildung) bestimmten Altersgruppen zuordnen lassen. Die Weiterbildung steht bei Lesern bis 30 Jahren im Vordergrund, die Information bei Lesern zwischen 30 und 60 Jahren und die Unterhaltung bei Lesern über 60 Jahren.

 

Als neue Autoren unseres Hauses begrüße ich unter anderen auch Hans Mohler, der schon einmal für den Literatur-Nobelpreis nominiert war, Ilse Kleeberger, eine Autorenkollegin, die bereits 2,5 Mio Exemplare ihrer Bücher verkauft hat, und Dr. Tilly Boesche-Zacharow mit 280 publizierten Romanen ("Eva Trojan"), die in mehreren Millionen Exemplaren verkauft wurden.

 

Vor Jahren war ich während meiner Bibliotheksstudien zur Vorbereitung meines Buchs über die Geschichte des 19. Jahrhunderts mit Professor Leo Scheffczyk ins Gespräch gekommen. An seinem Ende stand die Neauflage des vergriffenen Standardwerks des alten Herrn, das er über den Dichter und Religionshistoriker Leopold zu Stolberg geschrieben hatte. Vor wenigen Tagen wurde unser Autor Leo Scheffczyk durch Johannes Paul II. zum Kardinal der Römischen Kurie erhoben. Die Mitarbeiter des Verlags und ich gratulieren zu dieser großen Würdigung eines kirchlich-sozialen Lebenswerks!

 

Unseren Verlagen ist nun auch der Cornelia Goethe Akademieverlag Frankfurt/M. eingegliedert worden, der in seinem Programm jährlich nur 12 Ausgaben besonders ausgewählter neuer Literatur in kostbarer Ausstattung herausbringen wird.

 

Wenn Sie nach Leipzig kommen, erwartet Sie, wie Sie wissen, eine kleinere Buchmesse mit größerer Intimität, mit einer anderen Lesekultur und mit zahlreichen interessanten öffentlichen Lesungen. Wenn Sie dabei unserem Stand einen Besuch machen, freuen wir uns.

 

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Markus Hänsel-Hohenhausen