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01.03.2000 | 01.06.2000 | 01.09.2000


 

01. September 2000

 

Autoreninformation des Verlegers

 

In der Anlage finden Sie die Einladung zur Frankfurter Buchmesse vor. Die Präsentation unseres Verlags dient, wie Ihnen sicherlich aus den Vorjahren bereits bekannt ist, nicht allein den unmittelbaren Verkaufszielen (Kontakten zu Buchhändlern, Journalisten), sondern vor allem auch der Begegnung. Obwohl der Stand dieses Jahr mit 72 Quadratmetern nochmals erheblich vergrößert wird, wird es uns gewiß gelingen, die uns wichtige Intimität zu erhalten. Es werden über 100 Lesungen am Stand stattfinden, und wir freuen uns schon jetzt darauf, daß durch das Zutun unserer Autoren Literatur in Lesung und persönlichem Austausch lebendig werden wird. Sie sind herzlich dazu eingeladen, uns zu besuchen.

 

Bei dieser Gelegenheit möchte ich die vielen Autoren willkommene kleine Tradition fortsetzen und von den Neuigkeiten aus unserem Verlagsalltag erzählen.

 

In den letzten Jahren haben wir die Erfahrung gemacht, daß sich der Literaturmarkt in zwei ziemlich getrennte Sphären teilt. Auf der einen Seite steht die große Literaturproduktion, an deren Spitze um die millionenträchtigen Bestseller gerungen wird und die die stark ausdifferenzierten Vertriebssysteme im Buchhandel wirtschaftlich am Leben erhält. Auf der anderen Seite gibt es die kleine Literaturproduktion noch neuer Autoren, denen im Buchhandel ein betriebswirtschaftlich motivierter, also  zunächst völlig verständlicher Widerstand begegnet. Dazu kommt die Medienwirksamkeit der Produktion der Großverlage. Selten gelingt es Neuerscheinungen aus dem Bereich der kleinen Literaturproduktion, ein überregionales Echo in den Medien zu erlangen, weil diese Spiegelbild des wirtschaftlichen Rankings in der Welt des Buchhandels sind.

 

Neue Autoren bewegen sich folglich vorwiegend im Bereich der regionalen Literaturdistribution. Folge dieser Erkenntnis ist, daß wir die regionalen Foren stärker nutzen und in Zusammenarbeit mit unseren Autoren die öffentlichen Lesungen forcieren. In Lesungen erleben die Autoren nicht nur den Wert ihrer Literatur im direkten Publikumskontakt. Es entstehen auch immer wieder sanfte Schneeballeffekte, die zu den Verkaufserfolgen erheblich beitragen.

 

Wie Sie wohl wissen, ist unser Verlag bereits einer der größten Lesungsveranstalter im deutschsprachigen Raum mit etwa 300 Lesungen jährlich auf Buchmessen, im Buchhandel und in literaturnahen Einrichtungen. Trotzdem haben wir das Personal für die Lesungsorganisation nochmals verstärkt. Frau Russo-Schnock nimmt gern Ihre Lesungswünsche entgegen (wenn Sie Autor/in unseres Hauses sind).

Mit der Intensivierung der Lesungskontakte zu den Buchhändlern, die sich in erfreulichem Maße für den Bereich der kleinen Literaturproduktion aufgeschlossen zeigen, fahren wir, wie ich schon im letzten Rundschreiben erzählte, fort. Neben einem direkten Anschreiben an über 10.000 Buchhändler sind es wöchentliche Anzeigen im “Börsenblatt”, die Kontakte zu den Buchhandelskollegen herstellen. Das Anliegen unseres Verlags und die Berechtigung unserer Autoren, eine Stellung im literarischen Leben zu erwerben, wird dadurch nachhaltig und mit konstruktiven, das literarische Leben bereichernden Impulsen unterstrichen.

 

In den letzten Monaten haben sich einige Möglichkeiten ergeben, die Interessen unserer Autoren (und damit natürlich auch die des Verlags) durch persönliche Kontakte zu vertreten und stärker in das Bewußtsein literaturnaher Kreise hineinzutragen.

 

Im Juni war ich Gast der ZEIT in London. Zu dem von der ZEIT veranstalteten politischen Symposion waren 21 ausgewählte Führungskräfte der deutschen Verlags- und Wirtschaftswelt versammelt. Während der zweitägigen Veranstaltung unter Leitung des neuen Herausgebers der ZEIT Dr. Josef Joffe, die mit dem Besuch des exklusiven Glyndebourne-Festivals auch ein privates, um nicht zu sagen intimes Niveau gewann, waren verschiedene Gespräche mit Meinungsbildnern möglich. Der Gewinn solcher persönlichen Kontakte sind für die Verlagsarbeit natürlich von zukünftigem Nutzen.

 

Am 1. April waren Frau Schmitz als Cheflektorin und ich Gast des Internationalen PEN-Club (Exil-PEN), unseren Verlag während einer Tagung in Bonn vorzustellen. Es bestand wohl gerade auf Grund unserer Vertriebsaktivitäten eine gewisse Offenheit dafür, eine Hybridform zwischen Druckkostenzuschußverlag (Druck des Buches ohne prononcierte Vertriebsleistungen) und dem Publikumsverlag (Publikation ohne offene Drittmittelanforderungen) kennenzulernen, nämlich den  Dienstleisterverlag, der seine Arbeit mit dem Druck des Buches nicht als erfüllt ansieht und seine Autoren im Rahmen seiner Vertriebsmöglichkeiten langfristig fördert.

 

Während dieser Tagung auf Schloß Eichholz bei Bonn hatte ich Gelegenheit, mit Herrn Kölzer, Verlagsleiter der Lübbe-Gruppe, vor dem Exil-P.E.N. einen Vortrag zu halten. Im Anschluß daran wurde zwischen dem Präsidenten des Exil-PEN und mir eine Anthologie für die Autoren des Exil-P.E.N. vereinbart, die erstmals zur Leipziger Messe nächsten Jahres in unserem Verlag erscheinen wird. Damit finden weitere wichtige Schriftsteller Zugang zu unserem Verlag, dessen Konturen – mit einem Gewinn für alle neuen Autoren – sich weiter vor dem Hintergrund der höchst vielschichtigen kleinen Literaturproduktion abhebt.

 

Mit der beiliegenden kleinen Broschüre “Autoren des Verlags stellen sich vor” soll auf gleiche Weise dafür geworben werden, daß der Verlag der Autoren, der Dienstleisterverlag, obwohl in den Bereich der kleinen Literaturproduktion gehörend, dennoch keineswegs eine Nischenerscheinung ist. Es dürfte deutlich werden, daß der engagierte Dienstleisterverlag Bühne für literarische Debütanten von hohem Niveau ist.

 

Ende November werden wir übrigens wieder eine Adventsaktion zu Gunsten der Albert-Schweitzer-Kinderdörfer in Hessen e.V. durchführen. Die letztjährige Aktion hat nicht nur eine nennenswerte Gesamtspende aus den Händen der Autoren, der Verlagsmitarbeiter und des Verlags ermöglicht, sondern auch zahlreiche Autoren unseres Verlags bewogen, Mitglied in dieser hervorragend geführten (mit dem staatlichen DZI-Spendensiegel ausgezeichneten) wohltätigen Organisation zu werden. Die besondere persönliche Komponente dieses in jedem Einzelfall naturgemäß wohlerwogenen Schritts hat die Mitarbeiter der Albert-Schweitzer-Kinderdörfer angerührt. Mit dem Dezember-Rundschreiben teile ich Ihnen Näheres zur diesjährigen Adventsaktion mit, die mir ein wichtiger Bestandteil der Verlagsarbeit geworden ist.

 

Sie bestens grüßend

Markus Hänsel-Hohenhausen

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01. Juni 2000

 

Autoreninformation des Verlegers

 

Wie Sie wissen, berichte ich im Dreimonatsrhythmus von Neuigkeiten aus unserem Verlagsalltag.

 

Ein großes Medienecho hat die spektakuläre Entlassung des Cheflektors des angesehenen Salzburger Residenzverlags, Jochen Jung, gefunden, auch weil 50 Autoren des Verlags wegen des rüden Umgangs mit einem über 25 Jahre hochverdienten Mitarbeiter die Zusammenarbeit mit dem Verlag aufkündigten.

 

Die Frankfurter Rundschau schrieb deshalb am 9.3. und mit Blick darauf, daß gerade zwei Töchter des Holtzbrinck-Konzerns, S. Fischer und Rowohlt Berlin, die Renditeerwartungen der Gesellschafter nicht erfüllen: “Es geht in Zukunft nur ums Geld und nicht darum, wie man mit glücklichem Verlegerhändchen und einer gesunden Mischkalkulation anspruchsvolle Literatur durch Publikumserfolge finanzieren kann.”

 

Wenn überhaupt jemals richtig war, was heute in vielen Köpfen steckt, daß nämlich Kulturgut ist, was sich für die Verlage als Konsumentenware lohnt, so kann dies heute nachgerade als Absurdität gelten. Wenn ich die immer uniformer werdende Produktion der Konzerne mit den Novitäten der kleineren und mittleren Verlage vergleiche, scheint mir bestätigt, daß anspruchsvolle, herausfordernde Literatur ihren Weg eher nicht in die großen Verlagshäuser findet. Unsere Medien und Mediatoren müssen natürlich der Masse resp. Quote und ihrer Qualitätsnivellierung verpflichtet sein und bleiben.

 

Deshalb ist verwunderlich, daß viele Autoren noch immer glauben, sie müßten nur literarisch hochwertig genug schreiben, um für eine 30.000er Startauflage in einem großen Publikumsverlag interessant zu sein. Tatsächlich ist es so, daß viele dieser Autoren auf die ambitionierten Kleineren angewiesen bleiben, von denen die Dienstleisterverlage vor allem es sich leisten können, mit Drittmitteln sichergestellte Veröffentlichungen über lange Dauer lieferbar zu halten, obwohl sie weniger rentabel sind und in publikumsfinanzierten Häusern als Langsamdreher längst makuliert wären.

 

Ich möchte Ihnen hier nicht das Lob der Dienstleisterverlage singen. Aber die Klage der Frankfurter Rundschau erscheint mir unrichtig, weil es nicht in Zukunft in den großen Verlagen allein ums Geldverdienen gehen wird, sondern weil dieser für jedes Unternehmen notwendig natürliche Zustand schon immer genau so existiert. Und weil die gelegentlich anzutreffende Kritik der kleineren und Dienstleisterverlage wohl genauso unrichtig ist, zumal sie das Kolorit in die Buchhandlungen tragen.

 

Es ist gewiß die Ausnahme und das Ergebnis exzeptioneller Umstände, wenn die Mischkalkulation eines Großverlags (weniger wertvolle, hervorragend verkäufliche Titel finanzieren die wertvolleren, weniger gut verkäuflichen Titel) nicht nur vereinzelte Zimelien hervorbringt, sondern sogar ein ganzes Programm literarisch wertvoller Bücher. Das sind seltene Glücksfälle, die grundsätzlich nicht dem Unternehmenswesen entsprechen und deshalb auch nicht als verlorenes Gut, höchstens als Utopie zu beklagen sind.

 

Neben einigen Autoren meines Verlags, die ihr Buch jetzt in amerikanischer Übersetzung herausbringen und dieses während der BookExpo America vom 2. bis 4. Juni in Chicago präsentieren, ist es gelungen, das belletristische Debüt des Fouqué-Autors Professor Dr. Christof W. Burckhardt, den Kriminalroman Der Roboter, in französischer Übersetzung erscheinen zu lassen. Le Robot, Roman policier ist in der Editions du Madrier (Pailly, Schweiz) erschienen – übrigens unter Verzicht des Verlags auf die üblichen Lizenzanteile, um diesen Erfolg zu unterstützen.

 

Die 93jährige Literaturpreisträgerin und Fouqué-Autorin Ilse Pohl wurde vor kurzem vom Bundespräsidenten wegen ihrer schriftstellerischen und karitativen Leistungen mit der für Privatpersonen höchsten staatlichen Auszeichnung geehrt, dem Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Ilse Pohl hält nicht nur etwa 25 Lesungen im Jahr. Sie schreibt heute wieder ein Buch, diesmal über Clara Schumann und andere berühmte Frauen.

Ilse Pohl wurde jetzt neben der Mitgliedschaft im Exil-P.E.N. wegen ihrer außergewöhnlichen Wirksamkeit auch die Mitgliedschaft im Club of Budapest verliehen, in dem sich die kulturelle und politische Elite für die ethische Erneuerung unserer Welt engagiert (Ehrenmitglieder sind z.B. Richard von Weizsäcker, Michael Gorbatschow, Vaclav Havel, der Dalai Lama etc.).

 

Ende März fand die Leipziger Buchmesse statt, während der Hunderte Lesungen abgehalten wurden. Die ostdeutschen Länder bringen aus ihrer Tradition offensichtlich eine stärkere, sehr beeindruckende Lesekultur mit. Die Messe erscheint auch eher als Publikumsmesse, weniger als Ordermesse oder Lizenzmesse.

Für einen Literaturverlag ist die Buchmesse in Leipzig interessant, weil der Kontakt zum Publikum nicht durch den Handelsvertreter vermittelt wird, sondern die Lektoren ganz unmittelbar erleben, welche Literatur gefällt.

 

In der Verlagspräsentation des Fouqué Literaturverlags fanden knapp 100 Autorenlesungen statt, die von 16 Verlagsmitarbeitern begleitet wurden. Die Resonanz des Publikums war je nach Besucherzahl unterschiedlich, jedoch ganz überwiegend positiv und spontan interessiert. Jede Lesung in der Buchmessenöffentlichkeit zeigt dem Publikum ja einen “Autor zum Anfassen”. Und das ist es, was immer von Interesse ist, zumal literarische Debütanten oftmals nicht geschäftsmäßig lesen, sondern sich sehr individuell und deshalb authentisch und wirkungsvoll einbringen.

 

Es ist bekanntlich die größte Hürde für die Debütanten, vom Publikum überhaupt wahrgenommen zu werden, auch weil viele Zeitungsredaktionen meist über die wenigen spektakulären Markterscheinungen berichten und das Gros der Neuerscheinungen unberücksichtigt lassen müssen. Daß die buchhändlerische Realität ein kleinteiliges und mühsames Geschäft ist und von einer unübersehbar großen Menge von langfristig laufenden sog. Longsellern bestimmt wird und nicht vom Verkauf von zwei Dutzend Bestsellertiteln, dieses Bild wird dem Publikum von den Medien gerade nicht vermittelt. Ich halte es daher für neue Autoren für entscheidend, daß sie durch Lesungen einerseits selbst Erfahrungen im Buchhandel sammeln und andererseits ihre literarischen Werke im direkten Publikumskontakt evaluieren, also ihre Wirkung feststellen.

 

Deshalb und um einen erheblichen Rückstau an Lesungsanfragen abzubauen, habe ich das Personal, das im Verlag für die Lesungsorganisation zuständig ist, nochmals verdoppelt. Dazu wurden vor etwa vier Wochen alle Buchhandlungen im deutschen Sprachraum (also über 10.000 Buchhandlungen) direkt angeschrieben, um Veranstalter für Lesungen zu gewinnen. Die Reaktion der sehr interessierten Sortimenterkollegen war, gemessen an vergleichbaren Aktionen, überdurchschnittlich. Auch eine wöchentlich im Börsenblatt geschaltete Anzeige bringt Kontakte zu Buchhandelskollegen, die neue Autoren lesen lassen wollen und die damit dankenswerterweise einen wichtigen Beitrag für die kleine Literaturproduktion leisten.

 

Dienstleisterverlage müssen nach meiner Auffassung ihren Autoren Foren schaffen, damit sie ihr Buch vorstellen und Erfahrungen im Literaturmarkt sammeln können (vom allfälligen Buchverkauf bei Lesungen einmal abgesehen). Dazu bedarf es allerdings auch des Einsatzes der Autoren, die die Mühen, die Aufregungen des öffentlichen Lesens, den Idealismus auf sich nehmen müssen und zunächst keine Lesungshonorare erwarten können. Wenn Sie Autor/in des Fouqué-Verlags sind und Lesungswünsche unerfüllt sind, rufen Sie bitte Frau Russo-Schnock an (Tel. 06103-481-956).

 

Für nächstes Jahr ergeben sich Lesungsmöglichkeiten in den deutschen Gemeinden in Brasilien (Blumenau, Rosenau etc.). Wenn Sie Autor/in des Fouqué-Verlags und interessiert sind dort zu lesen, sprechen Sie bitte unsere brasilianische Lektorin an; Frau Scherer-Serrano wird Ihren Lesungswunsch dann erst einmal unverbindlich vormerken und Sie zu späterer Zeit weiter informieren, Tel. 06103-481-958 oder Zentrale 06103-44940.

 

Bei dieser Gelegenheit füge ich einen Sonderdruck für Sie hier bei, in dem die Merkwürdigkeiten des realexistierenden Literaturmarktes, die Diskriminierungen der Dienstleisterverlage und der neuen Autoren beleuchtet werden. Ich hoffe, daß dieser Sonderdruck Ihr Interesse finden wird*.

 

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Markus Hänsel-Hohenhausen

 

* Sie können den Sonderdruck “Schafe im Wolfspelz” kostenfrei beim Verlag anfordern oder im Buchhandel bestellen (ISBN 3-8267-1178-5, Schutzgebühr DM 5,00).

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1. März 2000

 

Autoreninformation des Verlegers zur Leipziger Buchmesse 2000

 

 

Ich möchte Sie heute zur Leipziger Buchmesse und zum Besuch unserer Novitätenpräsentation mit begleitendem Lesemarathon einladen.

 

Ich möchte die Gelegenheit auch dazu nutzen, um Ihnen wieder einmal einiges Neue aus unserem Verlagsalltag zu berichten.

 

In der Branche sind in letzter Zeit immer wieder Stimmen zu hören, die gegen die Marktmacht der Verlagskonzerne wenden und für die kulturelle Vielfalt der mittelständischen und kleineren Verlage eintreten. Im Börsenblatt zum Beispiel beschwerten sich wiederholt kleinere Verlagshäuser darüber, daß immer wieder die wirtschaftlich ohnedies tonangebenden Großverlage dargestellt werden und die große Menge rühriger kleinerer Verlage deutlich zu kurz kommt (z.B. am 29.12.1999 in Nr. 103/104 der engagierte Kellner Sachbuchverlag).

Hierher gehört auch meine kürzliche Erfahrung mit dem Feuilleton der “Zeit”; unser Buch von Alexander Rösler war ungeachtet unserer Empfehlung nicht rezensiert worden. Als eben dieses Buch in Lizenz beim Arena-Verlag gerade wenige Tage lieferbar war, erschien in der “Zeit” eine positive, fast überschwengliche Besprechung. Mir schien sich hier das Vorurteil greifbar zu bestätigen, daß große oder weshalb auch immer kanonisierte Verlage gehört werden, neue Autoren in Verlagen, die gerade diese neuen Autoren fördern, jedoch leichter übersehen oder überhört werden. Abgesehen davon, daß diese Tendenz die Monotonie unserer Bestsellerkultur weiter wuchern läßt, während es neue Impulse schwer haben, beachtet zu werden, ist es seitens der Medien nach meiner Idee auch ein fahrlässiger Umgang mit dem Auftrag des Publikums, das die Medien für Spürsinn und Unvoreingenommenheit teuer bezahlt. Jedenfalls antwortete mir der Ressortchef der “Zeit” am 9.12.1999, “daß es viele Verlage gibt, die bei uns gar nicht vorkommen, bzw. vorkommen können (...) Dies [der geschilderte Fall]  soll mir und meinen Kollegen Ansporn sein, mehr darauf [auf die Produktion der kleineren Verlage] zu achten”.

 

Da in manchen großen Medien entgegen der Tendenz (die Wirklichkeit ist eben immer ein Gemisch aus Bewegung und Gegenbewegung) auch Rezensionen zu Büchern aus kleineren und mittelständischen Verlagen erscheinen (erfreulicherweise auch zu Büchern unseres Programms), scheinen die Bemühungen der Verlage, diese Frage zu thematisieren, durchaus Früchte zu tragen. So erhält unser Verlag auch immer wieder Anforderungen von Rezensionsexemplaren großer Medien (z.B. von der F.A.Z.).

 

Ein weiteres wichtiges Problem ist, daß die für neue Autoren typischen Kleinauflagen es doppelt schwer haben, sich auch im Buchhandel durchzusetzen. Einerseits werden diese kleineren Startauflagen an den Ladenpreisen der in 30.000 und mehr Exemplaren erschienenen (und deshalb natürlich preiswerten) Massenproduktionen gemessen. Sind die Bücher also entsprechend preiswert kalkuliert (die kleine Auflage erfordert dann meist die berühmten Drittmittel), müssen sie auch noch einzeln auf Kundenwunsch hin geordert werden, weil ja von den 90.000 Neuerscheinungen pro Jahr nur sehr wenige im Buchhandel zur Ansicht ausliegen können. Da der Buchhandel von 30-40% Rabatt aus dem Verkaufspreis lebt, erweisen sich bei (durch die Bestellbegleitkosten) teuren Einzelbestellungen niedrige Verkaufspreise als Bumerang. Im Börsenblatt sind immer wieder Beschwerden kleinerer Verlage darüber nachzulesen, daß Buchhändler unlustig sind, das Buch eines neuen Autors einzeln zu bestellen, weil die Bestellung nicht den nötigen Überschuß erwirtschaftet.

 

Obwohl auch immer wieder davon zu hören ist, daß Buchhändler sogar Falschauskünfte erteilen (das Buch sei vergriffen, nicht lieferbar, nicht auffindbar, den Verlag gebe es nicht etc.), praktizieren die meisten Buchhandelskollegen einen kaufmännisch richtigen, kundenfreundlichen Bestellservice: Ganz gleich, wie preiswert ein Buch ist (und wie niedrig der Rabatt), der Kundenwunsch wird erfüllt und das gewünschte Buch wird beschafft. Sollten Sie mit Ihrem Buch wider Erwarten einmal eine andere Erfahrung machen, sollten Sie sich an uns resp. Ihren Verlag oder an den Börsenverein wenden und sich beschweren (wg. Verstoßes gegen die Buchhändlerische Verkehrsordnung).

 

In den Bereich der unerfreulichen Erfahrungen, die ja bei geschäftlicher Tätigkeit naturgemäß auf lange Dauer hin nicht ganz ausbleiben, zählte jetzt ein Artikel, den der Verband deutscher Schriftsteller VS in den IG Medien im Februar vorigen Jahres anscheinend ungeprüft von einem ihm unbekannten Dritten abdruckte. In ihm stellte unser ehemaliger (von mir daraufhin fristlos gekündigter) Autor Jürgen Andrzejewski seinen eigenen Verlag mit gezielt falschen Angaben in ein schiefes Licht, um, wie der VS später mitteilte, sich für die Mitgliedschaft im VS zu empfehlen (Anm.: Der VS schätzt Dienstleisterverlage nicht, weil diese ein unabhängiges Forum bilden und nicht das Schriftsteller-Berufsbild der Gewerkschaft unterstützen, die Autorenverlage führen statt Klassenkampf den Kampf um Marktanteile für ihre Autoren und für deren immer schwierigen Karrierebeginn; paradoxerweise publizieren Mitglieder des VS wie die stellvertretende Vorsitzende Jutta Sauer trotzdem bei Dienstleisterverlagen; diese Logik verstehe, wer will).

 

Das Landgericht Frankfurt hat jedenfalls nach dem Eilverbot einer weiteren Verbreitung vor kurzem durch ein Urteil nunmehr endgültig die weitere Verbreitung einiger von uns angegriffenen Behauptungen unter Geldstrafe (bis zu DM 500.000 oder ersatzweise Haft für den Vorsitzenden der IG Medien, Detlef Hensche) gestellt, so daß der Vorgang, der mich insbesondere wegen der eigennützigen Absicht seines Verfassers empört hat, nunmehr einen guten Schlußpunkt gefunden hat. Bedauerlicherweise bleibt jedoch ein Schaden für den VS in den IG Medien, der Herrn Andrzejewski aufgesessen ist; neben einem verhängten Ordnungsgeld von DM 10.000 (wegen widerrechtlicher Verbreitung des Artikels im Internet) verbleiben weitere Prozeßkosten in erheblicher Höhe für einen der wichtigen Schriftstellerverbände und seine an dem ganzen Vorgang unbeteiligten Mitglieder (unbeteiligt, wenn man von der Wahl der prozeßlustigen Verantwortlichen zu ihrer Verbandsfunktion absieht).

 

Erfreulich war auch die allgemeine Entwicklung unseres Hauses während der letzten zwölf Monate, die beim Buchabsatz eine höhere Umsatzstufe in der Klassifikation des Börsenvereins brachte und jetzt auch erlaubte, unseren Verlag mit anhängenden Imprints wie “Deutsche Hochschulschriften” in eine neugegründete Aktiengesellschaft einzubringen. In den Aufsichtsrat wählte die Aktionärsversammlung Angelika von Quadt, meine Frau Charlotte Hänsel-Hohenhausen und als Vorsitzenden des Aufsichtsrats Rechtsanwalt Franz F. Frank. Als Vorstand obliegt mir weiter die Führung der Geschäfte, so daß die Kontinuität in der Verlagspolitik gewahrt bleibt.

 

Soeben sehe ich, daß unserem ersten Theaterautor Otto Hopfensberger der Sprung in den Deutschen Theaterverlag gelungen ist, der die deutschsprachigen Bühnen mit spielfähiger Literatur und Aufführungslizenzen versorgt. Wir haben diesen Vorgang wie andere ähnliche durch Verzicht auf den Verlagsanteil an den Lizenzgebühren unterstützt.

 

Sehr zufriedenstellend ist das Ergebnis unserer Adventsspendenaktion zu Gunsten des Albert-Schweitzer-Kinderdorfs in Hessen e.V. Autoren und Verlag spendeten gemeinsam stattliche DM 15.240,00. Darüber hinaus haben einige Autoren ihren Beitritt zu diesem mit dem DZI-Spendensiegel ausgezeichneten gemeinnützigen Verband erklärt. Der Geschäftsführer, Herr Horst Hupke, erläuterte vor der Presse, daß diese Spende der Ausstattung des neuen, wichtigen Krisenzentrums zufließe. Über die vielen Einzelspenden und das sehr gute Gesamtergebnis haben sich die Verlagsmitarbeiter und ich uns sehr gefreut; ich möchte ausdrücklich für dieses Engagement danken!

 

Wenn Sie nach Leipzig kommen mögen, sind Sie uns herzlich gern willkommen!

 

Mit freundlichen Grüßen

FOUQUÉ LITERATURVERLAG

Ihr Markus Hänsel-Hohenhausen

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